Hufe
Die Hufe sind das Fundament, genau wie die Füße von uns Menschen. Doch auch wie bei uns Menschen wird den Hufen zu wenig Aufmerksamkeit und Achtsamkeit geschenkt. Wenn das Fundament nicht stabil oder schief steht, kann das Gebäude nicht in Balance stehen, die Statik ist gestört. Dysbalancen führen zu Überlastungen und Krankheiten.
Der gesunde Huf ist das Fundament für ein gesundes Tier
Was zeichnet einen gesunden Huf aus, bzw. wie kann ich einen gesunden Huf erkennen?
Die gesunde, natürliche Hufform
Dies sind die Grundwinkelungen eines gesunden Hufes. Je nach Rasse können sie etwas abweichen, was bedeutet, dass der Vorderfuß Zehenwinkel +/- 1° bis 3° betragen kannt. Eine Abweichung um 5° oder 10° oder noch mehr, sind als Fehlstellungen zu betrachten und zerstören die gesamte Balance und das gesamte biomechanische System des Körpers. Schädigungen sind oft erst nach Jahren sichtbar und präsent. Diese Schädigungen sind sehr weitreichend und werden oft nicht direkt mit dem Huf selbst in Verbindung gebracht. Z.B. Trageerschöpfung, Fesselband Probleme, Beugesehnen Schäden, Kreuzbandrisse, Probleme in der Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, immer wiederkehrende Blockaden im ISG, Unwilligkeiten, Probleme in den Organen, Muskelarthrosen, Rittigkeits Probleme, Stoffwechsel Probleme....... diese Liste kann fast endlos weiter geführt werden.
Ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung eines Hufes ist der Kronrand. Dieser verläuft parallel zur Gelenkfläche des Hufbeines. Veränderungen des Kronrandes, in der Winkelung und der Geradlinigkeit seines Verlaufes, zeigen Probleme in der Hufform und lassen Rückschlüsse auf die Stellung des Hufbeines zu.
! Die Grundstellung kann jeder ganz leicht selbst überprüfen, in dem er die Winkel der Hufe misst und mit den oben angegeben Winkelungen vergleicht. Weiter kann man die Stellung der Gliedmaßen anschauen und mit dem unten aufgeführten Bild vergleichen.
Unphysiologische Hufstellungen führen zu Überlastungen. Anbei zur besseren Einordnung einige Bilder von Hufen welche Fehlstellungen aufweisen.
Die oben beschriebenen Winkel und die hier gezeigten Winkel sind durchweg von allen Tierbehandlern anerkannt und bestätigt. Leider werden diese aber im Alltag vernachlässigt und nicht weiter beachtet. Dies hat leider massive Auswirkungen aus die Tiergesundheit. Fehlstellung, also Winkel und Stellungen welche die physiologische Vorgabe nicht haben, führen über kurz oder lang zu Problemen wie:
- Sehnen Schäden
- Band Problemen
- Beckenschiefständen
- Hufrollentzündung
- Hufbeinrotation
Die Mär von der Sehne - bzw. die Entlastung der Sehne durch "Hochstellen" der Trachten
Immer wieder hört man dass die Sehne zu kurz ist, sich verkürzt hat, die Sehne entlastet werden muss, man den Weg der Sehne verkürzen muss zum Entlasten, die Sehne zieht das Hufbein in eine Separation.........
Diese Darstellungen sind schlicht weg falsch. Trotzdem hält sich diese Aussage hartnäckig und wird leider immer wieder und besonders auch von Fachleuten weiter getragen. Ich möchte hier kurz darstellen warum dies nicht stimmen kann und wieso die ergriffenen Maßnahmen zum "Entlasten" der Sehne genau das Gegenteil bewirken.
Was ist eine Sehne und welche Funktion hat diese?
Ich werde hier keine tiefgreifenden anatomischen Details über Aufbau, Versorgung, Struktur, Einbettung etc. geben (das würde den Rahmen sprengen), sondern möchte einfach und verständlich darstellen was die Funktion und Funktionsweise der Sehne und der dazugehörigen Muskeln/Knochen ist.
Eine Sehne ist eine feste nicht elastische Verbindung von Punkt A zu Punkt B.
Sie überträgt die ausgeübte Kraft des Muskels, welcher an Punkt A sitzt an den Knochen welcher an Punkt B sitzt. Hierdurch wird der Knochen bewegt.
Die Sehne selber kann weder an etwas ziehen noch eine Spannung oder "Überspannung" aufbauen.
Sehnen sind nicht stark durchblutet bzw. gut versorgt, daher dauert eine Regeneration auch oft so lange. Dies heißt aber auch, dass eine Sehne sich nicht so mir nichts dir nichts verkürzt oder längt. Die oftmals benannte Elastizität / Dehnungsfähigkeit der Sehne von max. 7% bedeutet, dass sobald die Sehne um bis 7% gedehnt wird, diese zerrissen ist. Bereits bei einer Dehnung von + 1-2 % sind erste Sehnenrisse zu erkennen, welche beim Pferd eine Lahmheit und einen Sehnenschaden hervorrufen können.
Wenn wir Gymnastik machen dehnen wir nicht die Sehnen auf, sonder die Muskeln!
Die Spannung einer Sehne wird immer durch den Muskel und ggf. den "Gegendruck des Knochens" erzeugt. Hier ist jedoch zu bedenken das es immer einen Antagonisten und einen Protagonisten gibt. Etwas verständlicher - wenn die Muskulatur einen Zug über die Tiefe-Beugesehne (TBS = Beuger) an das Hufbein ausübt, muss damit eine Bewegung stattfinden. Damit die Bewegung jedoch ausgeführt werden kann muss der Strecker (Muskel via Strecksehne ans Hufbein) nachgeben. Sollte der Strecker nicht nachgeben wird der Beuger mit seinem Zug nicht viel erreichen. Es erscheint als ob der Knochen einen Gegendruck aufbaut, was so aber nicht richtig ist. Natürlich baut der Knochen kein Gegendruck auf, da auch dieser, genau wie die Sehne, keine eigenständige Möglichkeit zur Bewegung hat. Es ist in diesem Fall der Streckapparat des Hufes.
